Online-Ausstellung des Print-Archivs von Mario Rietz

Dieses Projekt zeigt eine Auswahl des digitalisierten Print-Archivs des Fotografen Mario Rietz. Die Digitalisierung wurde gefördert vom Berliner Beauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Die genauen Beschreibungen zu den einzelnen Bildern finden Sie beim Klick auf die Bilder.


Das komponierte Bild

Mario Rietz arbeitete in den 1980er Jahren als freier Fotograf in der DDR. Zu seinem täglichen Brot gehörte es, mit Abzügen seiner Bilder in die Redaktionen der Zeitungs- und Zeitschriftenverlage zu gehen und dort seine Geschichten anzubieten. Wie viele DDR-Fotografen in den 80er Jahren hat er darauf geachtet, beim Abziehen der Bilder in der Dunkelkammer den Rand des Negatives mit abzuziehen, so dass die Abzüge einen schwarzen "Rahmen" haben. "Dann wusste der Bildredakteur sofort, dass er das volle Format vor sich hat", erklärt Mario Rietz. "So kann der Redakteur einschätzen, ob und wieviel er schneiden kann. Und natürlich ist es auch ein Qualitätsmerkmal, dass Bilder so gedruckt werden können, wie ich sie komponiert habe."

Ein FLugzeug fliegt vor dem Hotel Stadt Berlin, einer klassischen DDR-Straßenlaterne und dem Berliner Fernsehturm vorbei. Aufgenommen 1982.
DDR - Ostberlin Zentrum 1982

Umzug eines Absetzers - und der Weg zur Geschichte

Eines Morgens 1984 liest Mario Rietz beim Frühstück im ND vom Umzug eines Absetzers in der Lausitz und fühlt sofort: das ist eine Geschichte. Seine Frau, die als Journalistin arbeitet, ist der gleichen Ansicht und so beschließen sie spontan, eine Fotoerlaubnis einzuholen. Sie machen sich auf den Weg ins Ministerium für Kohle und Energie in der Karl-Liebknecht-Straße in Berlin. Da er später noch einen Außentermin hat, trägt Mario Rietz Gummistiefel und einen gelben (West-)Friesennerz. Beim Pförtner fragen die Journalisten nach einem Verantwortlichen. Im Foyer warten sie erst, dann kommt ein Angestellter und sie tragen in einem Besprechungsraum ihr Anliegen vor. Dieser fühlt sich nicht verantwortlich und schickt sie mit der Aussage "Wir melden uns" nach Hause. Zwei Tage später kommt dann ein Telegramm mit der erneuten Einladung in das Ministerium. Dort teilt man ihnen mit, dass sie die Geschichte nicht in der Lausitz machen können, bietet ihnen aber eine deutlich größere an: den Umzug von gleich zwei riesigen Absetzern von Goitzsche nach Zwickau. Inklusive der Überquerung von zwei Autobahnen. Insgesamt zehn Mal fährt der Fotograf zwischen September 1984 und Juni 1985 an die Strecke. Dabei ist er in ständiger Abstimmung mit den Arbeitern. Die Reportage wird in der NBI veröffentlicht.


Werkstattbesuch

Eine Thälmann-Plastik des Bildhauers Gerhard Rommel steht 1986 in dessen Atelier. Bei einem Atelier-Besuch einer Schülergruppe im Vorfeld der DDR-Kunstausstellung erklärte der Künstler Jugendlichen sein Handwerk. Heute steht die fertige Thälmann-Plastik im Technikmuseum in Magdeburg.


Berliner Lokalgeschichten

Der Silvester-Pfannkuchenlauf findet seit den frühen 1980er Jahren am ersten Sonntag im neuen Jahr im Berliner Stadtteil Pankow statt. Den Namen hat er, weil die Läufer im Ziel mit frischem Gebäck begrüßt werden. Die Reportage von 1987 zeigt neben den Läufern auch den Bäcker, der die Pfannkuchen für den Lauf sponsert.


Mai-Demo

Der 1. Mai war ein in der Verfassung der DDR geschützter gesetzlicher Feiertag, an dem Arbeitsruhe herrschen sollte. Die Teilnahme an den Demonstrationen war für jeden Bürger und jede Bürgerin inoffizielle Pflicht.


Blick von der Warschauer Brücke in Richtung Ostbahnhof. Aufgenommen 1984.

 

REISEN: BAHNHÖFE UND MEHR

 

Als leidenschaftlicher Fotograf war Mario Rietz immer mit der Kamera unterwegs. Viele seiner Porträts sind auf Reisen und im Berliner Nahverkehr entstanden.

 

 

Links: Blick von der Warschauer Brücke in Richtung Ostbahnhof in Ost-Berlin. Aufgenommen 1984. Foto: DDR Fotoerbe / Mario Rietz


unterwegs in der DDR

Für seine Reportagen bewegte sich Mario Rietz immer gerne durch die DDR. Dabei faszinierten ihn die Landschaften und ihre Bewohner besonders.


Sport als Teil des Alltags

Zum Alltag eines freien Fotografen gehört auch die Sportfotografie. Für seine eigenen Geschichten suchte sich Mario Rietz jedoch eher den Breiten- als den Spitzensport aus.


die Afrikanische Hochzeit

In seiner Zeit als Student in Leipzig freundet sich Mario Rietz mit zwei in der DDR lebenden Südafrikanern, Pete und Zelo, beide ANC-Mitglieder, an. Auch seine Eltern lernen die beiden kennen. Als die beiden 1981 heiraten, nimmt Mario das Brautpaar auf, und seine Eltern sind nicht nur zur Hochzeit eingeladen, sondern betreuen im Standesamt auch das Baby Tandi. 


Alltag in Berlin

Der Alltag in der DDR, in allen seinen Ausprägungen, spiegelt sich in den Geschichten, die dem Fotografen in Berlin begegnen. Gerne nimmt er Menschen in ihrem privaten oder Arbeitsumfeld auf.


(Wieder)Eröffnung eines Theaters

Das russische Alexandrow-Ensemble singt am 01.10.1984 bei der Wiedereröffnung des Schauspielhauses am Platz der Akademie (heute Gendarmenmarkt) in Ost-Berlin.


unterwegs mit dem Binnenschiffer

Ein klassisches Beispiel für eine Reportage ist die "Freie Fahrt für Käptn Hilger", für die Mario Rietz 1986 Schiffführer Wolfgang Hilger an Bord seines Motorgüterschiffes MS "Wittenberge" des VEB Binnenreederei begleitete (Reportage NBI 19/86 // Leihgabe Archiv Berliner Verlag).


Mann mit einem Gewehr und seinem Hund vor einem Waffengeschäft in der Chausseestr. Berlin-Mitte
Foto: DDR Fotoerbe / Mario Rietz

 

Straßenfotografie und die Geschichten, die einem so passieren

 

Einen kurzen Augenblick steht ein Mann mit einem Gewehr und seinem Hund vor einem Waffengeschäft in der Chausseestraße in Berlin-Mitte (Nahe der der Ständigen Vertretung der BRD bei der DDR). Sekunden nach dieser Aufnahme saß der Mann in einem Wagen der Staatssicherheit. Aufgenommen 1988.

Eine von vielen Geschichten, die Mario Rietz mit seinen Straßenaufnahmen festgehalten hat.


als Betreuer im Jugendlager

Die folgenden Bilder stammen aus dem Ferienlager am Werbellinsee 1982. Der Fotograf begleitete als Betreuer das Ferienlager und gestaltete mit den dort entstandenen Bildern seinen Kulturbeitrag, den jeder Betreuer erstellen musste.


porträts erfordern nähe und neugierde

"Das Wesen des Menschen bei der Aufnahme sichtbar zu machen, ist die höchste Kunst der Fotografie."
– Friedrich Dürrenmatt –


Bilder einer Stadt

Wer nach Berlin kommt, kann es Mario Rietz sicher nachfühlen: diese Stadt ist so vielfältig, dass man sie fotografieren möchte. Rietz hat das immer mit einem grafischen Anspruch getan. Seine Bilder sind geprägt von starken Kontrasten, Spiegelungen, Schatten und besonderen Blickwinkeln.


kinder vor der Kamera

Kinder zu fotografieren, hat immer seinen besonderen Anspruch. Auch Mario Rietz hat gern Kinderaufnahmen gemacht. Dabei hilft ihm sicher, dass er keine Scheu hat, sich mit den Fotografierten auf Augenhöhe zu bewegen.


immer die Kamera dabei

Heute würde man das, was Mario Rietz in den 80er Jahren gemacht hat, "Streetfotografie" nennen. Damals war es einfach der wache Blick eines neugierigen Fotografen.

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